Goldjubelschrei in der Lukmanierschlucht

Der Fund des Desertina-Nuggets im Rhein Medel am 14. Juni 1996. (Damals Schweizerrekord)

Das Hochwasser vom 19. Mai 1996 schwemmte etliche Baumstämme an die grossen Steine der rechten Flussseite, es entstand eine natürliche Holz- und Steinbarrikade. Die Wassermasse schoss linksseitig mit grosser Wucht vorbei und entfernte einige tonnenschwere Steine. Im Bereich der Umfliessung senkte sich der vorherige Wasserstand um etwa 40 Zentimeter. Die neue Situation ermöglichte mir den Zugang zu der linksseitig schon einmal erfolgreich bearbeiteten Top-Felsspalte am Flussgrund.

Am ersten Tag rollte ich zirka zehn Meter weiter unten einige schwere Steine zur Seite. Mit der Schaufel schob ich etwa zwei Kubikmeter Kies aus der Strömung und konnte somit den Wasserstand um weitere 30 Zentimeter senken.

Am zweiten Tag räumte ich an der Vielversprechenden Topstelle das Flussgeschiebe quer über den Fluss. Auf einer Länge von etwa vier Meter grub ich entlang dem vielversprechenden Felsabsatz bis auf den Grund. Ich schaufelte drei bis vier Kubikmeter Geschiebe in die Goldwasch-Rinne und fand dabei 4 Gramm Gold sowie ein Nugget von 1,7 Gramm Gewicht.

Am dritten Tag säuberte ich den Flussgrund entlang des Felsabsatzes. Beim herunterschauen mit dem Sichtglas und der Taucherbrille sah ich ganz unten eine klassische Felsspalte von etwa 10 bis 15 Zentimeter Breite. In der Felsspalte steckten reihenweise eingeklemmte Steine, ein Highlight für jeden Goldsucher.

Nun begann der härteste aber interessanteste Teil der Arbeit. Die bis 1,7 Meter unter Wasser liegende Spalte bearbeitete ich im Tauchanzug und ohne Sauerstoff. Die 20 Kilogramm Blei an meinem Gurt reichten kaum aus um da unten vernünftig arbeiten zu können. Zufällig besuchte mich da am Fluss mein Bruder Martin, er kam gerade von seinen Spanien-Ferien mit dem Motorrad zurück. Er zog meine Stiefelhose an und drückte mich mit seinen Füssen jeweils solange unter Wasser, bis mir die Luft ausging. Ich löste eine paar in der Spalte eingeklemmte Steine mit der kleinen Brechstange und entfernte mit Handwirbeln den feinen Sand. Da lag auch schon ein 3,7-Gramm-Nugget und weitere schöne Stücke. Am tiefsten Punkt in der Flussmitte machte mir ein dunkler eingeklemmter Stein besonders zu schaffen. Mit unglaublichem Druck wurde er von anderen Steinen in die Felsspalte gepresst. Ich musste wieder die Luft anhalten und ging kopfüber nach unten. Ich schlug mit dem Geologenhammer Kerben in den weicheren Grundfels neben dem dunklen Stein. Wieder aufgerichtet konnte ich nun die grosse Brechstange ansetzen um den Stein zu lösen. Stück für Stück des Steins brach ab bis er sich schliesslich nach etwa einer halben Stunde Arbeit löste. Nun tauchte ich wieder und nahm den Stein mit beiden Händen heraus. Ich ging nochmal hinunter und wirbelte mit der Hand den feinen Sand in der Spalte weg, da stockte mir plötzlich der Atem und ich stand in derselben Sekunde aufrecht und ringte nach Luft. Da blitzte mir doch eben ein Riesen-Goldnugget entgegen! Als ich die Luft wieder hatte schallte ein lauter Goldjubelschrei durch die Lukmanierschlucht. Ich war ausser Rand und Band - mir war sofort klar, dass da unten ist der grösste je in der Schweiz gefundene Gold-Nugget. Mein Bruder Martin klopfte mir nach einiger Zeit auf die Schulter und sagte: "dann hol ihn doch endlich mal hoch!". Ich befolgte dann diesen Ratschlag.

Ich arbeitete an diesem Tag noch bis 8 Uhr abends weiter und hob da unten alles aus. Insgesamt 96 Gramm Gold hatte ich an diesem Tag gefunden. Wegen Unterkühlung lag ich anschliessend drei Tage lang krank im Bett.

Den Namen "Desertina-Nugget" gab ich diesem Stück einige Tage später. Desertina ist der ursprüngliche Name von Disentis. Das Nugget ist 48,7 Gramm schwer und misst 28 Millimeter.

Das Nugget ist das grösste vom Rhein Medel. Es kann im Mineralien-Museum Disentis mit weiteren grossen Nuggets von mir besichtigt werden.

Gold-Gusti